MacGyver 2016 - Der Review-Thread

Begonnen von Jano, 24. September 2016, 06:44:28

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Jano

Achtung, in diesem Thema werde ich wöchentlich kurze Besprechungen zu den jeweils am Freitagabend in den USA ausgestrahlten aktuellen Folgen der MacGyver-Reboot-Serie schreiben. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass der Thread Inhaltsangaben mit SPOILERN enthält. Wer sich überraschen lassen will, sollte ihn daher NICHT lesen.

MacGyver 2016 - S01E01: The Rising

US-Erstausstrahlung: 23.09.2016

Mit dem Slogan "Mac is Back" wurde seitens CBS groß geworben. Auf Grundlage der ersten Episode der 2016er-Fassung von MacGyver lässt sich allerdings sagen, dass "Mac" nicht wirklich "zurück" ist. Die Pilotfolge "The Rising" macht schnell klar, dass die neue Serie mit der alten nur noch den Titel gemein hat ... Es gibt zwar einen "MacGyver", aber die von Lucas Till gespielte Version übernimmt in ihrer eigenen Show fast nur eine Nebenrolle ... und wenn der Darsteller der leider am deutlich wenigsten charismatische des Ensemble ist und kaum in Erinnerung bleibt, ist das halt nicht so förderlich.

Im Gegensatz zu Jared Padelecki, dem man im unausgestrahlten "Young MacGyver"-Piloten von 2003, gewünscht hat, er möge möglichst schnell von den Bösen um die Ecke gebracht werden, erweckt Till keine Apathien, aber auch keine Sympathien. Den meisten Zuschauern dürfte es so gehen, dass sie der "Hauptfigur" Mac in dieser neuen Reihe völlig emotionslos gegenüberstehen. Till ist weder charmant/sympathisch noch nervig. Er ist einfach da ... aber wenn hier statt "MacGyver" die Hauptfigur einer beliebigen anderen aktuellen US-Serie im Einsatz wäre, würde es auch nicht auffallen.

Wirklich verwunderlich ist das nicht, hat man ihm doch mit George Eads einen deutlich charismatischeren Darsteller zur Seite gestellt ... der zwar völlig unnötig "Jack Dalton" benannt wurde, aber zumindest noch versucht, aus dem völlig beliebig wirkenden Drehbuch und seiner Rollenvorgabe ein bisschen was rauszuholen. Selbst "Patricia Thornton" scheint mehr Bildschirmpräsenz zu haben als "MacGyver".

Die Story von "The Rising" ist ansonsten schnell zusammengefasst. Mac, Jack und Computerexpertin Nikki Carpenter werden nach Italien geschickt, um etwas sicherzustellen, von dem sich herausstellt, dass es eine biologische Waffe ist. Dummerweise gerät Nikki in die Hand der Verbrecher, Mac tauscht die Biowaffe gegen sie aus ... allerdings wird sie dann trotzdem erschossen und Mac bekommt auch eine Kugel ab.

Drei Monate später. Zeit, zurück in den Dienst zu kehren, als in einem Labor plötzlich ein Virus für den Tod aller Mitarbeiter sorgt. Direkt ist klar, dass dies nur eine Demonstration der Biowaffe für potenzielle Käufer gewesen sein kann und nun das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht. Doch wie herausfinden, wo das Zeug ist? Einsatz Computerhackerin Riley, die man kurzerhand im Tausch gegen ihre Mitarbeit aus dem Gefängnis holt. Sie kann nicht nur Nikkis Daten entschlüsseln, sondern auch mit einem (so schon viel zu oft in diversen Filmen und Serien gesehenen) Netzwerk aller weltweiten Handy-, Kamera- und sonstigen Aufzeichnungsgerätdaten herausfinden, dass sowohl Verkäufer als auch Käufer in San Francisco sind.

Dort macht man den Verkäufer bald ausfindig ... und - huch, wie überraschend - Mac muss feststellen, dass Nikki immer noch lebt und mit den Bösen zusammengearbeitet hat, um ein paar Milliönchen zu verdienen. Dummerweise ist sie da aber schon abgehauen, zusammen mit der Biowaffe. Also schnell mal einem startenden Privatjet hinterherrennen, reinspringen, eine Leitung kappen und ihn damit zur Landung zwingen ... wo sich herausstellt, dass Nikki das Zeug gar nicht mehr besitzt, sondern es bereits verkauft hat ... und San Francisco sein Ziel ist. Kurzerhand verfolgen Mac und Jack den Käufer per Hubschrauber, Mac lässt sich auf dessen Militärtruck abseilen. Allerdings kann er die mit dem Stoff verbundene Bombe nicht entschärfen, also entfernt er ihn aus dem Bombenbehälter, bastelt sich aus der Truckplane einen Fallschirm, um genug Schwung zu kriegen, und springt dann raus ... in der Hoffnung, bei der Bombenexplosion weit genug weg zu sein ... und die Flasche mit der Biowaffe dabei nicht zu beschädigen. Natürlich klappt es, gäbe ja sonst keine Serie. Danach treffen sich alle auf einen Plausch in Mac und Wilt Bozers WG-Wohnung, wobei Thornton enthüllt, dass die Geheimeinheit DXS, für die sie tätig sind, geschlossen wird, weil sie durch Nikkis Verrat kompromittiert wurde. Wie das in solchen Fällen völlig üblich und logisch ist, wird aber in identischer Besetzung weitergearbeitet ... nur unter neuem Namen. Und weil Mac gerade zu einem von einem früheren Einsatz (über den man aus noch nicht bekannten Gründen nicht sprechen möchte) stammenden Vogelanhänger von Riley befragt wurde, kommt er genialerweise auf den passenden Namen: Phoenix ... Foundation. (Der Teil mit der Namensfindung ist fast 1:1 aus Hawaii Five-0 übernommen ...) Es folgt die obligatorische Szene, in der Nikki mit Handschellen abtransportiert wird ... sich aber mit einem von Mac gelernten Haarklammertrick befreien kann. Man hat also nicht das Letzte von ihr gesehen. Ende.

Wer sich anhand der Inhaltsangabe nun denkt "Hm ... klingt aber lahm.", hat damit leider recht. Die Folge ist zwar bei Weitem nicht so schlecht, wie wohl die ursprüngliche Version des Piloten (ausgehend von dem ursprünglichen Trailer im Mai) gewesen wäre ... aber halt auch nicht wirklich interessant oder spannend. "MacGyver" 2016 hat hier noch sehr starke Pacingprobleme, die Actionszenen sind zu unspektakulär und langweilig inszeniert, dafür werden die 08/15-MacGyverisms sekundenschnell abgefrühstückt, ohne unterhaltsam oder auch nur interessant zu wirken ... oder gar ein "Wie hat er das jetzt gemacht?"-Gefühl auszulösen.

Beim ursprünglichen MacGyver waren die MacGyverisms integraler Bestandteil und sie wurden ausführlich gezeigt und erklärt, weil genau dadurch die Faszination mit ihnen entsteht. Die neue Serie frühstückt sie im Piloten völlig lieblos ab, ohne dass man das Gefühl hätte, sie wären für die Handlung irgendwie nötig. Nach dem Prinzip "Müssen wir einbauen, weil's dazugehört.", ohne wirklich das Konzept verstanden zu haben. Das Prinzip der MacGyverisms war immer, in der jeweiligen Situation eine etwas abstruse, überraschende oder vielleicht nur kreative Lösung für ein Problem zu finden. In "The Rising" ist kein einziger der MacGyverisms wirklich nötig und man sagt sich immer, dass das auch einfacher gegangen wäre. Dass zu ihnen keinerlei Erklärung erfolgt und nur über lächerliche Texteinblendungen wie "Büroklammer", "Ammoniak" etc. gezeigt wird, was Mac überhaupt verwendet, trägt natürlich ebenfalls wenig zu ihrer Faszination bei.

Dass einer davon der Ammoniaknebel aus "Black-Out" ist, hilft da auch nicht mehr viel. Generell wirken die Easter-Eggs für Altfans so gezwungen wie die Anspielungen auf die alten Bond-Filme in "Spectre", wobei sie so beliebig sind, dass in der Regel nicht mal ganz klar ist, ob man an der jeweiligen Stelle auf die Originalserie anspielen wollte oder es nur eine zufällige Ähnlichkeit ist. Was ich allerdings ganz putzig fand, war, dass die Wohnung von Mac und Wilt sich in Nachbarschaft des Griffith-Park-Observatoriums befindet, wo Mac in "Explosion unter Tage", der Pilotfolge der Originalserie, gewohnt hat. Man sieht das Observatorium gut in einer Luftnahaufnahme zu Beginn der vorletzten Szene. Das ist sicher kein Zufall gewesen.

Ansonsten noch zu den Figuren:

Wilt Bozer ist leider so extrem eindeutig der für Diversität sorgende Quoten-Afroamerikaner (samt passendem Slang), dass es schon peinlich wirkt. Die Figur hat absolut keinerlei Funktion außer "funny black guy" für "comic relief" und ist für die Handlung völlig irrelevant. Wobei Wilt auch in der Originalserie keine wirkliche Funktion hatte, dort aber halt auch nur eine wenige Male vorkommende Nebenfigur und nicht reguläres Castmitglied war.

Noch sehr viel weniger nachvollziehen kann ich allerdings die Verwendung von Nikki Carpenter, da die Figur absolut rein gar nichts mit der aus der Originalserie gemein hat. Die Charakterzüge "Nikkis" hinterlassen fast schon den Eindruck, als ob hier Autor und Produzent Lenkov die beiden Rollen von Elyssa Davalos verwechselt oder einfach nicht kapiert hat, dass sie in "Eine tödliche Liebe" eben nicht Nikki Carpenter gespielt hat. Denn die Nikki hier hat deutlich mehr mit Lisa gemein (früher Kollegen und Lover, dann vermeintlich tot und später bei den Bösen wiederauftauchend) als mit der völlig harmlosen Nikki (die halt ebenfalls von Elyssa Davalos gespielt wurde). Ich bezweifle irgendwie, dass das Absicht ist, da scheint eher wer in der Eile des Drehbuchschreibens was verpeilt zu haben. Kommt halt davon, wenn man die Originalserie nicht wirklich kennt.

Fazit: Nicht so schlimm, wie es sein könnte ... aber auch nicht so gut, wie es sein müsste, um die erste Staffel zu überleben. Für Altfans sind die Abweichungen zum Original zu extrem, während die Reihe für Neuzuschauer in dieser Pilotfolge absolut rein gar nichts Interessantes bietet. So bekommt man hier leider weder eine nette Hommage an die Originalserie noch eine nichts mehr mit dem Original zu tun habende, aber zumindest gut gemachte eigenständige Serie. Denn das hier ist einfach nur beliebiges Mittelmaß ohne Innovationen mit austauschbaren Szenen, die man so schon zigmal in besser gesehen hat. Schade, aber vielleicht wird's ja noch besser. Die Frage ist nur, über wie viele Folgen man der Show die Chance einräumen wird, es besser zu machen. Denn wenn ich nicht Hardcore-MacGyver-Fan wäre UND Interesse daran mitzuverfolgen, wie sich die Serie entwickelt, würde ich hier bei den weiteren Folgen nicht mehr einschalten. Dafür gibt's einfach zu viel besseres Alternativprogramm im US-TV. Und ich vermute, dass das vielen US-Zuschauern ähnlich gehen wird.

Meine aktuelle Einschätzung nach Folge eins: Überlebt maximal bis zur 13. Folge, die restlichen neun für die volle Staffel werden nicht mehr bestellt.
"Richard Dean Anderson just pissed off the wrong Richard Dean Anderson fans!" - Patty & Selma

ArminGyver

Danke Jano für diesen ausführlichen Bericht... leider hab ich die erste Folge nicht gesehen, hast du zufällig nen link, wo man sich die Folge ansehen kann, ohne sich irgendwo anzumelden oder zu registrieren?

Jano

"Richard Dean Anderson just pissed off the wrong Richard Dean Anderson fans!" - Patty & Selma

Spenser

Habe die erste Folge noch nicht gesehen, habe sie aber schon bei mir.  ich dachte immer, dass sollte eine Fortsetzungsserie sein und keine Neuauflage - wieso machen dann Jack Dalton und Nikki Carpenter mit? Sind das die Kinder von den uns bekannten? Aber komisch, dass beide den  selben Namen wieder haben. Bei jack könnte ich es mir vorstellen (dann wäre Eads Jack Dalton jr. aber auch bei Nikki....zu großer Zufall. Demnächst macht auch Penny Parker unter dem Namen mit oder wie....oder gar der Sohn von Murdoc? :D

Jano

Nein, da hast du was falsch verstanden. ;) Die Fortsetzung mit dem "Neffen" (den Mac im Original gar nicht hatte, weil geschwisterlos) war damals "Young MacGyver" mit Jared Padalecki, das nach dem gruseligen nicht ausgestrahlten Piloten gar nicht erst in Produktion gegangen ist.

Das hier ist ein Reboot rund um einen jüngeren MacGyver, wodurch auch die Figurennamen nach Belieben unter die Leute gebracht werden ...  B)
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Spenser

#5
Ja, habe ich vorhin mich nun auch durchgelesen :) Na, mal sehen, ob es deutsche Untertitel bei subcentral geben wird, dann werde ich in Folge 1 auch mal reinschauen - bisher siehts jedoch nicht so aus, dass Untertitel angefertigt werden....naja, mal sehen, vllt. kommt ja noch was :)

Ich habe diesen Thread übrigens auch zu meinem Nostalgie Crime Board verlinkt, wo wir einen Großbereich zu "MacGyver" und auch einen Thread zur neuen Serie haben. Also....nichts frech rauskopiert, sondern einen Link direkt zu diesem Thread gelegt :)

Jano

Das Anschauen allein tut ja schon weh, da kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand freiwillig dazu Untertitel schreiben möchte. :D Aber vielleicht hat ja mal wer Langeweile. :D
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Jano

MacGyver 2016 - S01E02: Metal Saw

US-Erstausstrahlung: 30.09.2016

Mac und Jack sind in Nordkorea, um einen Cyberterroristen zu schnappen und können den sie verfolgenden Behörden nur gerade eben noch knapp entkommen, weil Mac vergessen hat, genug Dünger zu beschaffen, um sie mit Benzin-Dünger-Rauchbomben abzulegen. Ganz klar: er denkt immer noch zu viel an Nikki und ist daher abgelenkt.

Kann er sich aber nicht lange leisten, denn kurz nach ihrer Rückkehr werden die beiden zusammen mit Riley nach Venezuela geschickt, um dort Jacks frühere Partnerin und Ex-Freundin Sarah zu befreien, die einem internationalen Waffenhändler auf der Spur war und nun in Gefangenschaft geraten ist.

Natürlich gelingt die Rettungsmission, wobei Mac das Autobatterie-Überbrückungskabel-Münzschweißgerät aus "Der Ameisenkrieg" nachbaut und sich ein Nachtsichtgerät aus ein paar Überwachungskameras bastelt. Sarah will sich aber nicht damit zufrieden geben, samt Beweismaterial auf USB-Stick gerettet zu werden, sondern auch den Waffenhändler schnappen.

Kurzerhand beschließt man, das trotz anders lautendem Auftrag zu machen und begibt sich auf den Weg. Unterdessen versucht Riley, die Daten von dem USB-Stick über ein lahmes Modem in einem Internetcafé hochzuladen, was Thornton mitkriegt, ebenfalls nach Venezuela fliegt und sie gerade noch retten kann, als ihr nach ein paar Stunden die örtlichen Behören auf den Fersen sind.

Daheim muss Jack, der sich bereits Hoffnungen gemacht hatte, dann feststellen, dass Sarah dummerweise inzwischen einen Verlobten hat ... und Mac - der seit Nikkis Flucht täglich in deren Wohnung rumschnüffelt - findet doch noch neue Hinweise auf Nikkis Verbleiben: in einem Geheimversteck hinter einer Steckdosenfassade liegen ein falscher Pass und ein Smartphone ...

Die zweite "MacGyver"-Folge war zwar etwas interessanter aufgemacht als die erste, aber leider wieder völlig antiklimaktisch und mit furchtbar schlechtem Pacing. In 43 Minuten werden hier derart viele Handlungsstränge eingebaut, dass keiner davon zufriedenstellend wirkt. Fünf Minuten Eröffnungsszene in Nordkorea, dann noch mal sechs, sieben völlig belanglose und handlungsirrelevante Minuten, die sich darum drehen, dass Riley ihren Bewährungshelfer besuchen muss und dafür Wilt Bozer als ihren Freund ausgibt.

Die Haupthandlung beschränkt sich auf die Minuten elf bis 38, also gerade mal ein bisschen mehr als 25 Minuten, der Rest geht für die Nikki-Apartment-Szene und den obligatorischen "Wir grillen alle zusammen"-Friede-Freude-Eierkuchen-Schluss drauf.

Entsprechend überrascht es nicht, dass die MacGyverisms wieder genauso langweilig und unspektakulär wie in der ersten Folge wirken. Die albernen Texteinblendungen poppen diesmal zudem so schnell auf und verschwinden wieder, dass man sie gar nicht richtig lesen bzw. verarbeiten kann und das typische MacGyver-"Wie hat er das jetzt gemacht?"-Gefühl oder auch nur irgendeine Art von Wow-Effekt fehlen völlig. So sind auch in der zweiten Folge die üblichen MacGyver-Elemente reine Nebensächlichkeiten ohne tatsächlichen Einfluss auf die Handlung und alles wirkt nach wie vor wie eine generische Action-Krimiserie mit Hauptfiguren, denen man halt Namen aus einer alten Serie verpasst hat.

Und die Story der zweiten Folge ist zwar ein bisschen interessanter, aber dennoch nicht wirklich spannender ausgeführt als in der ersten. Der superböse, oberfiese Verbrecher, den man schnappen will, wirkt kein bisschen bedrohlich, macht überhaupt rein gar nichts und ist auch nur in einer einzigen Szene kurz zu sehen, als er vom Motorrad fliegt und dann verängstigt auf der Straße liegt, als Sarah ihn sich vorknöpfen will. Das dürfte so ziemlich einer der lahmsten, langweiligsten Gegenspieler der TV-Geschichte sein.

Peinlich wirken auch die diesmal noch mal schlechter wirkenden CGI-Effekte. Wenn Mac mit einem Brennglas eine Kiste voller Waffen zum explodieren bringt und alles in die Luft fliegt, sehen die dabei entstehenden Flammen so peinlich primitiv auf das Bild aufgesetzt und künstlich aus, dass man sich schon fragen muss, ob man hier die Effekte an Filmstudenten ausgesourcet hat ... wobei selbst die das wohl besser hingekriegt hätten.

So liefert leider auch Folge zwei keinerlei "Wenn ich's nicht gesehen hätte, hätte ich was verpasst"-Gefühl ... und die armseligen Bemühungen, den Figuren mehr Tiefe zu verleihen, scheitern zum einen völlig und sorgen zum anderen - weil sie so überhaupt rein gar nicht in die eigentliche Handlung integriert sind - dafür, dass für den Hauptteil der Story gerade mal 25 Minuten bleiben.
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magyc

Ja, wirklich schade das Ganze. Offenbar unausgereift und schnell hingemacht - hauptsache es läßt sich etwas mit diesem Namen vermarkten.
Eines ist aber wohl klar: So eine Serie lässt sich nicht wiederholen. Als sie Rick damals für die Rolle gecastet hatten, war klar, was für einen Typus die Rolle spielen sollte und auch die Nebenrollen waren gut gecastet.
Nun habe ich bislang noch nicht eine Minute vom neuen Versuch gesehen und weiss auch nicht, ob ich das will - obwohl - neugierig bin ich schon - wohlwissend was mich erwartet. Wie kommt man denn da ran?

By the way... meine Kids schauen die "echte"Serie seit Monaten rauf und runter, sie lag jahrelang im Schrank und wartete auf ihren Auftritt, sobald die Kinder alt genug sind... (ich selbst schaue aktuell eher Stargate oder irgendwas auf Netflix) und was soll ich sagen- sie lieben die Serie! Was will man mehr?  ;) Jetzt sitze ich mit über 40 auf dem Sofa daneben, der Kreis schließt sich...   :)

Jano

#9
Ist recht leicht zu googeln, wenn man nach "watch macgyver 2016 online" sucht. ;)

Und doch, doch, das Prinzip der Originalserie ließe sich theoretisch schon wiederholen. Nur würde da wohl kein Darsteller mehr mitmachen. Im Original ist MacGyver in 99 % aller Szenen zu sehen, es gibt in der gesamten Serie nur ganz kurze Momente, bei denen Mac nicht auf dem Bildschirm ist. Das bedeutet für den Hauptdarsteller natürlich äußerste Disziplin und 16-Stunden-Drehtage an fünf bis sechs Tagen die Woche. War auch der Grund, warum Rick nach der sechsten Staffel keine große Lust mehr hatte, denn das ist einfach zu anstregend, wenn man das so viele Jahre am Stück macht. Daher wurde für die verkürzte siebte und letzte Staffel wieder zurück nach Los Angeles gegangen, damit er zumindest daheim sein konnte und nicht mehr den Großteil des Jahres in Vancouver wohnen musste.

Derzeit gibt es bei den meisten Serien nur noch den "Team"-Approach, also eine (oder mehrere) Hauptfigur/en mit diversen ihr/ihnen helfenden Teammitgliedern außen rum, die alle irgendwelche eigenen Nebenstränge der Handlung verpasst bekommen, um die Arbeitszeit des Hauptdarstellers etwas zu entlasten. Dass man solche Shows trotzdem so schreiben kann, dass die namensgebende Hauptfigur im Mittelpunkt steht, hat "Nikita" gezeigt. Wie man's nicht machen sollte, zeigt jetzt halt MacGyver. Da merkt man, dass der neue Produzent auch Hawaii Five-0 macht, wo eben wirklich das Team im Mittelpunkt steht und stehen sollte. So wirkt der neue Mac jetzt wie ein billiger Fiver-0-Abklatsch, in den noch schnell eine "MacGyver"-ähnliche Figur reingeschmissen wurde, mit der aber anscheinend niemand aus dem Autorenstab so wirklich was anfangen kann.

Bislang sehe ich auch noch nicht, dass sich das im Laufe der Staffel noch ändern würde, und ich vermute mal, dass die Zuschauerzahlen mit jeder Woche weiter zurückgehen werden. Letzten Freitag war die Show zwar immer noch Tagesleader bei den Quoten, hatte aber schon sehr deutlich weniger Zuschauer als noch die erste Folge.

[Restliche Diskussion in den Hauptthread "MacGyver (CBS, 2016)" ausgegliedert, hier geht's ja primär um Folgenreviews. :)]
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Jano

MacGyver 2016 - S01E03: AWL

US-Erstausstrahlung: 07.10.2016

Die Inhaltszusammenfassung fällt heute recht kurz aus, da die gesamte Episode eigentlich nur eine einzige lange Rausholmission ist. Eine Söldner-Terrorgruppe schlägt vermehrt zu und Mac, Riley und Jack müssen deren Geldverwalter aus Malaysia rausschaffen, um zu sehen, ob er vielleicht Informationen über künftige Angriffsziele haben könnte.

Dummerweise kriegen das die Terroristen mit und setzen einen Scharfschützen auf sie an, wodurch der Typ eine Kugel in die Brust kriegt, was natürlich das Entkommen etwas erschwert. So besteht die Handlung der Folge hauptsächlich darin, per Auto den Verfolgern zu entkommen und gleichzeitig rechtzeitig noch einen Arzt zu erreichen.

Ich muss zugeben, dass ich die Episode deutlich unterhaltsamer fand als die ersten beiden. Die Story mit dem Rausholen ist zwar nicht sonderlich spannend oder innovativ, da man solche Serienfolgen schon x-mal gesehen hat und eh von Anfang an klar ist, dass sie's schaffen werden. Doch der Fokus auf eine zentrale Handlung, ohne davor und danach noch eine Viertelstunde unsinnige Seitenstorys um die Nebenfiguren zu packen, tut der Serie gut und sollte auch künftig beibehalten werden. Zudem ist Mac diesmal tatsächlich etwas aktiver aufgetreten und einige MacGyverisms (hauptsächlich aus dem medizinischen Bereich) gab's ebenfalls, wobei denen nach wie vor irgendwie der Aha-Effekt fehlt. Anscheinend will man langsam endlich anfangen, die Figur etwas mehr in den Vordergrund zurücken und tiefgründiger zu gestalten ... so war zu erfahren, dass er wohl aufgrund einer Begebenheit vor einigen Jahren von seinem Vater entfremdet ist (in der Originalserie waren beide Eltern in Macs Kindheit bei einem Unfall gestorben ...), was er nun zu ändern versucht, indem er ihm am Ende der Folge einen Brief schreibt. In welche Richtung sich das entwickeln soll, wird sich zeigen müssen.

Handwerklich war Episode drei also bislang klar die beste, auch wenn die Handlung etwas spannender hätte sein können. Nervig fallen aber immer noch die furchtbar schlechten CGIs auf, vor allem das Feuer sieht immer wie aus zehn Jahre alten Computerspielen aus ... und dass man Leichensäcke als mit Löschschaum gefüllte "Airbags" verwenden kann, die einem bei einem Sprung aus einem hohen Stockwerk das Leben retten, möchte ich auch irgendwie bezweifeln ...
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